Alternative Kraftstoffe – Das Motto "Alles elektrisch!" reicht nicht für die Wende im Automobilsektor
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Date: 2021-02-10 12:01:00 | Resolution: 1280x720px | Duration: 631 Sek. | Language: de

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Elektromobilität ist das Zauberwort für die Mobilität der Zukunft. Doch was machen wir mit den rund zwei Milliarden Verbrennungsmotoren, die noch für Jahrzehnte laufen werden. Sind klimaneutrale alternative Kraftstoffe eine Möglichkeit? Und ist Wasserstoff der Antrieb der Zukunft? Wir nehmen Sie mit auf unsere Forschungsreise.



00:00 Christof Johann „Alles elektrisch! Das ist das Motto für die Wende im Automobilsektor. Aber – und das ist die bittere Wahrheit – das reicht nicht! Wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichern wollen und die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius beschränken wollen, müssen wir viel mehr tun. Sehr viel mehr!“

00:19 Off: Jetzt geht es also los. Dank massiver Förderung boom der Markt für Elektroautos. So wurden im Juni 2020 in Deutschland 8 119 Elektroautos neu zugelassen. Das sind plus 41 % gegenüber 2019. Ist das der Durchbruch bei der CO2-freien Mobilität?

Die Antwort lautet: Nein. Denn den gut 8 000 E-Autos stehen rund 212 000 neue Verbrenner gegenüber. Auch wenn darunter ein paar Plug-In-Hybride sein sollten: Der Weg in die Elektro-Zukunft ist noch weit.

Probleme mit der Batterie-Produktion, wenige Modelle und mangelnde Lade-Infrastruktur bremsen den Hochlauf der Elektromobilität. Dabei wäre sie die Lösung.

01:05 Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung „Elektroautos, die Ökostrom tanken können durchaus eine Lösung sein. Einfach weil es zusamen geht mit der Energiewende und weil man dann den Ökostrom entsprechend in den Batterien speichern kann. Wenn man es gut macht, hat man auch noch eine dezentrale Netzentlastung und hat damit eine win-win-situation.“

01:27 Off: Doch bis dahin stellt sich die Frage: Was tun mit den existierenden rund 1,2 Milliarden Autos weltweit? Nahezu alle verfügen über einen Verbrennungsmotor und stoßen somit jede Menge Schadstoffe aus.

Dazu kommen noch einmal mehrere hundert Millionen Mofas, Mopeds und Motorräder, die ebenfalls fast ausnahmslos Sprit verbrennen. Fazit: Wir werden also noch viele Jahre mit Verbrennungsmotoren leben müssen und die Frage lautet: Wie bekommen wir diese sauber?

02:01 Christof Johann „Eine mögliche Antwort lautet: Alternative Kraftstoffe. Nur zwei Beispiele aus den Nachrichten dieser Tage: Die Deutsche Bahn hat verkündet, künftig verstärkt alternative Kraftstoffe in ihren Diesel-Lkomotiven einzusetzen. Und der Auto-Hersteller Porsche hat beschlossen, nicht länger zu warten und selber in die Forschung zu akternativen Kraftstoffen einzusteigen. Der Grund liegt auf der Hand: Der 911 soll schließlich auch nch in 20 Jahren einen Sechszylinder-Verbrenner im Heck tragen.“

02:27 Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung „Alternative Krafstoffe sind auf der einen Seite Biokraftstoffe, die müssen allerdings naxchhltig produziert werden. Da gibnt es schon Grenzen auch der nchhaltigen produktion. Auf der anderen Seite kann man auch Wasserstoff nutze, der mit Ökostrom hergestellt werden muss. Und wenn man dises auch noch methaniesiert hat man ein synthtisches Gas.“

02:48 Off: Also, umweltfreundlich gewonnene Biokraftstoffe sind nicht ausreichend verfügbar. Bleiben synthetische Krafstoffe, die aus Kohlendioxid und Wasserstoff künstlich hergestellt werden, sogenannte Synth-Fuels. Beispiele sind Methan oder Wasserstoff. Zu seiner Herstellung braucht man Kohlendioxyd und Ökostrom. Zum Beispiel aus Windkraft

03:14 Christof Johann “Ein stürmischer Tag hier an der Nordsee. Perfekt für die Kite-Surfer aber auch perfekt für Windkraftanlagen. Die Kite-Surfer haben jede Menge Spaß und die Windkraftanlagen produzieren jede Menge elektrische Energie. Die Frage ist nur, wohin damit? Wie speichern? Und eine Antwort könnte sein: Wasserstoff.“

03:34 Off: Audi hat bereits vor Jahren im niedersächsischen Werlte eine Versuchsanlage installiert die zeigt, wie es geht. Der Weg ist bei allen synthetischen Kraftstoffen der gleiche: Aus grünem Strom wird mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Dieser reagiert im zweiten Schritt mit Kohlendioxid zu Methan- oder Erdgas. Das Kohlendioxid entsteht als Abfallprodukt der Industrieproduktion oder wird - wie in Werlte – im Bioreaktor aus landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen. Das entstehende Methanol ist somit absolut CO2-neutral.

04:09 Christof Johann: „Eine Möglichkeit, Co2-neutrales Erdgas zu nutzen, ist die direkte Verbrennung im Auto, wie z.B. in diesem Seat Arona TGI. Die Idee, Erdgas als Kraftstoff zu nutzen, ist nicht neu. Schon 1935 eröffnete in Hannover die erste deutsche Erdgas-Tankstelle. Und in Italien und den Niederlanden begann man schon in den 70er Jahre mit dem Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Erdgas-Tankstellen.“

04:30 Off: Die entscheidende Frage ber ist: Wie fährt sich das im Auto? Die Antwort soll uns dieser Seat Arona TGI liefern. Wir waren mit dem kleinen SUV rund 12 000 problemlose Kilometer unterwegs. Beim Fahren spürt man keinen Unterschied zu einem Benziner. Mit seinem 1-Liter-Dreizylinder-Motor mit 90 PS ist er gerade noch ausreichend motorisiert, aber mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,2 kg Gas pro 100 km ausgesprochen umweltfreundlich. 4,2 kg Gas kosten rund 4,50 Euro und entsprechen 123 Gramm CO2. Das Ganze bei minimalen Partikel- und Stickoxyd-Emissionen. Mit anderen Worten: Fahren mit Erdgas ist billig und umweltfreundlich. Der ADAC hat sogar festgestellt, dass Erdgas-Autos mit der üblichen Beimischung von Biomethan die insgesamt beste Klimabilanz aller Antriebsarten inklusive E-Antrieb haben.

05:21 Christof Johann: „Das alles macht Erdgas zu einem tollen umweltfreundlichen Antrieb für Autos. Nur der Preis entwickelt sich langsam zum Problem. Während Erdgas seit Jahren unverändert rund einen Euro pro Kilo kostet, ist der Preis für Benzin und Diesel in den Keller gerauscht. War Erdgas früher konkurrenzlos billig. Liegen die Betriebskosten jetzt nur noch wenig unter denen eines Diesel.“

05:39 Off: Unabhängig vom Preis gibt es noch einen weiteren Nachteil. Da das Gas mit 200 bar Druck gespeichert wird, sind die Tanks sehr groß und müssen mühsam im Auto verbaut werden. Trotzdem passen im Seat nur 15 kg rein, was über Land nur für gut 240 km reicht. Ein kleiner Benzintank mit 9 Litern bringt noch mal hundert Kilometer Reichweite.

06:03 Christof Johann “Das größte Manko am Seat Arona TGI ist nicht der etwas kleine Koifferraum. Damit kann man im Alltag gut leben. Kleiner, weil hier drunter die Erdgastanks sitzen. Aber das Manko ist: Die Erdgastanks sind immer noch nicht groß genug. Die Reichweite im Alltag beträgt ungefähr 240 km mit Erdgas. Dann sind noch mal neun Liter Benzinreserve vorhanden. Man kommt also insgesamt auf etwas 350 km.”

06:29 Off: Auch das Tankstellennetz ist noch ausbaufähig. Die 850 Stationen in Deutschland reichen normalerweise aus, in Italien gibt es sogar 1250 Stationen, aber in anderen Länder sieht es mau aus: Wer nach Frankreich reist, muss mit 74 Stationen leben und in Spanien gibt es gar kein flächendeckendes Netz. Ein Problem, das Erdgas mit dem ganz großen nächsten Ding teilt: Dem Wasserstoff.

06:51 Jens Müller-Belau, Energy Transition Manager Deutsche Shell „Je größer das Fahrzeug wird und je mehr ich damit bewegen will, desto mehr ist der Wasserstoff ein Energieträger der dann auch Sinn macht. Da sehen wir auch die Entwicklung. Auf der PKW-Seite müssen wir ein bißchen abwarten, Es gibt einige Hersteller, die setzem sehr stark drauf. Im Moment gehen die Fahrzeuge aber eher in andere Länder. Aber ich denke, auch der europäische Markt ist interssant genug für die Hersteller, die Fahrzeuge auch hier zu platzieren.“

07:24 Off: Mit Wasserstoff im Auto experimentieren die Autohersteller schon lange. So stellte Mercedes in den 90ern erste Prototypen vor. Der Brennstoffzellen-Antrieb beanspruchte damals noch den ganzen Laderaum. Das weltweit erste Wasserstoff-Auto in Serie ist dann der Toyota Mirai. 2014 wurde er vorgestellt und im September 2019 knackten die Verkäufe die 10 000-Stück-Marke. Ein Nischenprodukt für besonders technik-affine Menschen. Menschen wir Jan Braband, dem Gründer und Geschäftsführer eines Hamburger Gesundheits-Start-Ups. Mit innovativen Technologien hat er die Bioverfügbarkeit von Nahrungs-Ergänzungsmitteln drastisch verbessert und glaubt an die Zukunft mit Wasserstoff.

08:10 Jan Braband, Geschäftsführer Plantacorp „Es ist so, dass wir auf jeden Fall ein Auto haben wollten, mit dem man nachhaltiger unterwegs ist. Die Wasserstoff-Technologie hat mich von Anfang an überzeugt.“ „Läuft absolut problemlos. Bisschen überraschen für mich: Anders als beim Benziner ist die Reichweite in der Stadt höher als auf der Autobahn. 500 km in der Stadt sind kein Problem.“

08:39 Text: Manche sind so begeistert, dass sie den Toyota Mirai sogar im Flottenbetrieb einsetzen wie der Ride-Pooling-Dienst Clever Shuttle. Die Alltags-Erfahrungen sind überaus positiv.

08:51 Fabio Adlassnigg, Clever Shuttle „Ungeachtet des Preisschildes ist der Mirai für uns ein unglaubliches Schnäppchen. Wir haben kaum Servicekosten, kaum Wartungskosten. Die Fahrzeuge sind teilweise im 3-Schicht-Betrib fast 20 Stunden auf der Straße. Die Werkstatt haben sie zrotzdem sehr selten gesehen. Insofern ist der Mirai für uns nicht nur eine oökologische sondern auch eine ökonomische Komponente.“

09:09 Off: Entscheiden wird auch hier die Tankstellen-Dichte. Wasserstoff wird bei 800 bar gespeichert, was den Aufbau der Infrastruktur nicht einfacher macht. Trotzdem führt wohl kein Weg daran vorbei

09:24 Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung „Wasserstoff kann in absehbarer Zukunft durchaus eine wichtige Rolle spiele. Aber man muss Wasserstoff herstellen und das mit Öko-Energie, nichtt mit Erdgas oder mit Kohle oder mit Atom. Das wäre nicht nachhaltig. Wenn man Erdgas oder Kohle nutzt, sind die Emissionen sehr viel höher als wenn man dies direkt nutzen würde. Das heoßt, der Wasserstoff muss auf ölkologischem SWege gewonnen werden und dann kann er auch eine Rolle spieleln.“

09:52 Off: Somit ist klar: Die weltweit postulierten Klimaziele schaffen wir nur mit einem Mix aus Technologien: Mit neuen Kraftstoffen können Millionen Verbrenner schnell klimaneutral gestellt werden. In der nächsten Stufe übernimmt die Elektromobilität um dann sanft ins CO2freie Wasserstoff-Zeitalter über zu gehen.

10:18 Christof Johann “Bis dahin bleibe ich beim CO2neutralen Erdgas. Wäre doch toll, wenn wir unsere geliebten Verbrennungsmotoren noch ein paar Tage fahren könnten. Aber umweltfreundlich!“

10:30 Ende

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